Mittwoch

Die schokoladige Spenden-Aktion

Gestern bin ich kurz darüber gestoplert, heute hab ich es mir dann in Ruhe nochmals angesehen. Denn zuerst war ich etwas verwirrt, worum es überhaupt geht. Aber jetzt weiß ich, dass der Schokoladenversand via Glückskette mindestens 1.000 CHF, maximal 10.000 CHF für Japan spendet. Bzw. für jeden Blog, der mitmacht, die Firma verlinkt und dort kommentiert, jeweils 2 CHF, mindestens aber die 1.000 CHF. Als kleines Incentive bekommt jeder Blog dann einen Schokoladengutschein im Wert von 10 Euro.
Klingt ja prinzipiell gut, und ich habe auch von 2 teilnehmenden Blogs, nämlich Barbaras Spielwiese und me.la kocht., bereits eine Einladung bekommen.
Und in vielen anderen Blogs mittlerweile auch schon davon gelesen. Spannend fand ich dabei, dass sich manche Sorgen um ihre Außenwirkung machen, weil sie mitmachen. Denn ich mache mir gerade eher Gedanken darüber, wie falsch es verstanden werden kann, dass ich mich dazu entschieden habe, nicht mitzumachen...

Deswegen möchte ich auch kurz erklären, warum ich zu dieser seltsam anmutenden Entscheidung gelangt bin: Denn es geht dabei weder darum, dass ich es in irgendeiner Weise nicht schrecklich fände, was in Japan gerade passiert, gegen Spenden oder Spendenaktionen wäre oder der beteiligten Spendenorganisation nicht vertrauen würde.
Und ich will auch keinen verurteilen, der daran teilnimmt! Denn: Hätte mich dieser Aufruf vor ein paar Wochen erreicht, ich hätte wohl freudestrahlend mitgemacht. Weil es kein großer Aufwand ist, um etwas Gutes zu tun, weil heutzutage Schlimmes oft viel zu schnell in Vergessenheit gerät und vielfach die Meinung vorherrscht, dass man ja eh nichts tun könne. Obwohl viele kleine Schritte eben doch zu etwas Großem führen können.

Stattdessen kann ich einen ganz anderen Aspekt dieser Aktion nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und das dank meiner Diplomarbeit. Denn mittlerweile steht versteckte PR auf Blogs doch einer der Hauptthemenpunkte dieser Arbeit. Entsprechend habe ich in den letzten Wochen zig Artikel, Bücher, Blogposts, etc. zur Rechtlage, zu versteckter PR, zur SEO-Optimierung, Ranking-Verbesserung, etc. gelesen.
Und fände es entsprechend sehr seltsam, wenn ich mich nun mit meinem ganzen Hintergrundwissen hinstelle und für ein Täfelchen Schokolade und umgerechnet knappen 1,60 Euro Spende diese Firma in meinem Blog verlinke. Für ein besseres Ranking. Das die Firma somit im Endeffekt sehr wenig kostet, wenn man bedenkt, dass bei Bloggergate immerhin über Beträge von 50-70 Euro im Monat pro Link diskutiert wurde...

Dennoch hat die Aktion prinzipiell natürlich nichts verwerfliches, und ich auch jeden verstehe, der daran teilnimmt! Diese Firma hat einen guten Zeitpunkt erwischt, um billig gleichzeitig Gutes für sich und Menschen in Not zu tun. Das ist einfach nur geschickt und gut gemacht. Und eben maximal moralisch fragwürdig...
Entsprechend wirklich nicht falsch verstehen: Ich möchte keinen verurteilen, der daran teilnimmt, und sehe durchaus auch das Gute hinter der Aktion. Möchte aber dennoch lieber direkt spenden als für 1,60 und ein Täfelchen Schokolade diese Firma positiv zu verlinken.

Ich hoffe, dass ihr dafür Verständnis habt!

5 Kommentare:

  1. Ich habe dafür vollstes Verständnis, mache ich mir doch auch seit Tagen Gedanken darüber wie ich mich verhalten will....auch ich habe mich entschieden lieber auf anderem Weg zu spenden, weil ich eine ähnliche 'Gefahr' sehe wie du und weil ich auch bisher meine Spenden noch nie 'öffentlich' (Im Blog, bei facebook) gemacht habe.

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  2. Bravo für diese klare Stellungnahme. Ich habe mich gestern auch aus genau diesen Gründen dagegen entschieden. Kennst du die Kettenbriefe aus der Teeniezeit? Das gleiche System und gebracht hat es nix. Ich finde es auch etwas seltsam, dass diese Firma nicht direkt spendet.

    GGLG Anne

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  3. Du hast recht, eigentlich schon heftig, wenn man sich inzwischen schon begründen muss. ;-)

    Ich hatte auch lange überlegt und mich anders entschieden als Du. Und ich finde es wichtig, dass sich jeder so entscheiden kann wie er will. Öffentlich oder im stillen Kämmerlein.

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  4. *Diplomarbeitsbücherlesepause*

    Vielen, vielen Dank für eure Rückmeldungen!

    @Deichrunner's Küche: An das öffentlich-spenden-Argument hatte ich gar nicht gedacht, aber damit hast du natürlich auch vollkommen Recht!

    @ Anne: Jaja, die lieben Kettenbriefe... Da war ich damals schon ganz stark im Kette brechen, vor allem da die ja damals auch noch von Hand abgeschrieben werden mussten. DAS war ein Aufwand! :)
    Aber schön, dass du das genauso siehst!

    @ Barbara: Ich hab mich - auch wenn ich nun nicht teilnehme - sehr über die Geste gefreut (die Verlinkung war durchweg positiv gemeint), und wie gesagt: Ich finde die Aktion nicht generell schlecht, und irgendwo sogar gut, dass so viele mitmachen: Es ist ja doch auch ein Zeichen der Anteilnahme und Solidarität (das ich nur eben gerne setzen würde, ohne dabei noch eine Firma zu unterstützen...).

    Aber ich finde es auch wichtig, dass jeder so entscheidet, wie er mag, und glaube nicht mal, dass man sich sooo sehr rechtfertigen muss. Aber das Problem mit dem Internet ist eben doch ein wenig, dass man die Menschen nicht persönlich kennt. Und da kann es schnell ganz anders rüberkommen, wenn jemand nur sagt: Da mach ich eben nicht mit.
    Und da ich liebenswerter Weise eingeladen wurde, befand ich, dass ich schon kurz sagen will, warum ich da jetzt nicht öffentlich teilhabe. Obwohl meine Anteilnahme sowohl den Menschen in Japan - als auch in Libyen und wo es sonst noch gerade auf die eine oder andere Weise brennt - gilt!

    Liebe Grüße euch allen, und wirklich vielen Dank, dass ihr versteht, was meine Beweggründe waren,
    Ina

    *Kaffeetasse leer, zurück an die Bücher*

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  5. Danke, du sprichst mir aus der Seele, deshalb habe sofort, als das los ging, no chocolate please verbloggt.

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