Donnerstag

Philosophieren über Pralinen

Ich packe meinen Koffer. Und packe ein... Ach nein, das ist ja erst morgen, denn da verabschiede ich mich für ein paar Tage auf die Rundreise Bamberg - München - London - Stockholm - München - Bamberg. Engelchens Küche bleibt also kalt; ich gehe fremdessen. Mir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und abends Beine hochlegen vom vielen Rumlaufen. Mein Hirn und meine Fotospeicherkarte mit Eindrücken, und meine Kreditkarte und die übliche Pardon-Tasche an Handgepack vielleicht auch ein wenig mit Einkäufen überlasten... ;)

Vorerst hab ich aber erstmal was anderes gepackt, nämlich drei blaue Schachteln. Mit vielen kleinen schokoladigen Leckereien. Und die sind dann wiederum jeweils in einem anderen gelben Päckchen verschwunden sind. Und haben sich in vollkommen verschiedene Richtungen auf den Weg quer durch Deutschland gemacht. Auf dass der Postmann hoffentlich schon morgen dreimal klingelt. Also äh... ich meine... an drei verschiedenen Orten jeweils einmal. Und auf dass er nicht denkt, die Päckchen wären Überraschungseier, die man erstmal ordentlich durchschütteln muss und natürlich auch, dass er ganz früh kommt, damit sie trotz des plötzlichen Wetterumschwungs nicht ange- oder zerlaufen ankömmen mögen.

Und vor allem natürlich, dass sie schmecken:


Ansonsten? Ansonsten gibts dazu erstmal kein neues Rezept, auch wenn neben den Champagner- und den Cointrau-Trüffeln noch nicht verbloggte Amaretto-Kirsch-Pralinen mit drin sind.
Stattdessen kommen heute nur noch gaaanz viele kleine Dinge, die ein bisschen auch ein "Post an mich" sind und ausgedruckt als kleine Post-its am Spiegel bzw. am Pralinenbesteck enden könnten. Gesammeltes Pralinenwissen und -unwissen, dass mir bei der Pralinensession gestern wieder eingefallen ist - und wahrscheinlich noch zigfach ergänzt werden könnte, wenn ich noch weiter drüber nachdenken würde, obwohl es so schon ziemlich lang ist... Aber vielleicht findet sich der eine oder andere in den Schilderungen wieder, schmunzelt oder nimmt einen kleinen Tip mit nach Hause. Sozusagen Geschenke für alle im Sinne von Fehlern, die man nicht selbst auch noch machen muss... ;)
Aaaaaaaaaaaaalsoooooooooo:
  • Pralinen machen ist eine langwierige, für mich aber unheimlich meditative Arbeit. Kochen auch, aber Pralinen machen kommt schon sehr nah an meinen liebsten apathisch-meditativen Zeitvertreib, das puzzlen, ran. Insbesondere bei großen Mengen. Da mach ich alles automatisch, und kann nebenbei die Probleme der Welt lösen (bspw. ob das Huhn oder das Ei zuerst da war - wie ich das aber nochmal mit Luhmann erklärt hab, hab ich leider schon wieder vergessen... ;). 
  • Man braucht wirklich Zeit und Ruhe zum Pralinen machen. Auch wenn man eigentlich nur immer wieder mal ne viertel bis halbe Stunde mit den einzelnen Schritten beschäftigt ist. Wenn man nebenbei noch zig andere ganz wichtige Dinge machen muss, passieren lauter kleine Leichtsinnsfehler und man schafft in der gleichen Zeit nur die Hälfte.
  • Man sollte bei seiner angestammten Pralinengröße bleiben und sich nicht an Förmchen oder sonstwas orientieren. Wir bspw. mögen winzig kleine Mini-Pralinen. Zum verschenken hab ich - mal wieder - versucht, eine "normale" Pralinengröße herzustellen. Und mich - wieder mal - maßlos verschätzt: Der Kern ist vielleicht normal, mit der Hülle drumrum sind sie aber leider relativ groß geworden... 
  • Überhaupt: Neues! Große Pralinenmengen machen sich viel einfacher, schneller und besser als kleine. Außer man macht sie in Förmchen, dann sind kleine Mengen super. Aber bei großen Mengen hat man den gleichen Ausschuss unter den ersten 20 Pralinen wie bei kleinen, dafür läuft der Rest genauso perfekt - nur dass am Ende prozentual dennoch mehr "hübsche" bei rauskommen. Also nicht verzweifeln, wenn die ersten nichts werden: Die Masse machts... ;)
  • Was an Neuem aber immer geht, sind neue Sorten. Ideen dazu kommen bei mir eigentlich nie aus Kochbüchern, sondern Pralinenschachteln, Schaufenstern oder als spontane Eingebung. Ein paar grobe Grundrezepte reichen, oder man wandelt einfach Bekanntes ab. Richtig schief gelaufen ist dabei noch nie was. Nur meine ersten Kaffeetrüffel waren eher Esspressotrüffel. Was aber nur dazu geführt hat, dass ich bei den Chili-Pralinen ausreichend lange über einen guten Weg zur Dosierung der Schärfe nachgedacht hab!
  • Im Sommer ist Pralinen machen - oder "pralinieren", wie wir das gestern fälschlicherweise getauft haben - wirklich sehr viel schwieriger als im Winter: Man muss alle Nase lang die Hände wieder ordentlich abnaschen ("No nix verkomma lau!" auch wenn man irgendwann leicht betüdelt ist) und mit eiskalten Wasser abwaschen, um die Canache auch nur halbwegs rollen statt nur in den Händen schmelzen zu können.
  • Außerdem ist in einer sommerlich aufgeheizten Dachgeschosswohnung "Raumtemperatur" was ganz anderes als im Winter. Weswegen die Füllung beim Überziehen gerne mal schmelzen will. Also doch vorher in den Kühlschrank. Aber nur ganz kurz, sonst sind sie wieder zu kalt und der Überzug wird matt oder reißt gar.
  • Überhaupt der Kühlschrank: Fast alles wandert bei mir kurz da rein, statt stundenlang komplett bei Raumtemperatur abzukühlen. Kurz rein, druchrühren, noch kurz warten, perfekt. Nur: irgendwas vergess ich garantiert immer im Kühlschrank, und darf dann anschließend erst recht ewig lang mit der Weiterverarbeitung warten, bis es wieder Raumtemperatur hat.

  • Mit eingelegten Früchten gefüllte Pralinen macht man echt am besten NUR in Pralinenförmchen (wie hier) oder vielleicht mit Hohlkörpern. Ansonsten treibt einen das nur in den Wahnsinn: Die Füllung platzt immer wieder auf, weil die Früchte einfach zu feucht sind. Ich hab sie auch schon in Kakao gewälzt, das bringt nur wenig, schmeckt dafür ganz anders.
  • Die Füllung in eine mit Backpapier ausgelegte eckige Tupperdose zu gießen, das Obst in regelmäßigen Abständen hineinzustecken, mit Füllung zu bedecken und anschließend das Ganze in Würfel zu schneiden oder auszustechen ist eine mögliche Lösung. Nur: Man sollte markieren, WO man das Obst genau versenkt hat. Denn nur zu wissen, wie viele da in halbwegs regelmäßigen Abständen drin sind, bewahrt einen nicht davor, plötzlich mitten durch Kirschen zu schneiden... 
  • Pralinen erst ein- bis zweimal in etwas Schokolade auf der Hand rollen, bevor man sie endgültig überzieht, kann einem insbesondere bei sehr flüssigen Füllungen (wie hier) die Arbeit sehr vereinfachen!
  • Auch zum "igeln" oder wälzen in Kakao, Zucker, Schoko- oder anderen Raspeln ist das perfekt: Man erhält eine feste Schokoladenhülle an der alles gut anhaftet und die die Praline stabil macht, verhindert aber unkontrolliert runterlaufende Schokolade und Füßchen.
  • "Igeln" geht übrigens auf diese Art auch ohne Pralinengitter: Einfach zwei- bis dreimal in der Hand in wenig Schokolade rollen, die einzelnen Schichten leicht dazwischen leicht antrocknen, aber nicht komplett erstarren lassen. Wird nicht ganz so klein geigelt, bekommt aber auch eine schöne fransige Oberfläche.
  • Diesmal hab ich mit ja mal wieder mehr Mühe gegeben und kleine Kartons gebastelt (wenn ich dran denke kommen Anleitungen dazu vielleicht nach dem Urlaub noch), aber wie man Pralinen auch ganz schnell sicher, einfach, billig und gleichzeitig richtig schön verpacken kann, hab ich hier schonmal geschrieben, und wie man mit den fast zwingend entstehenden Schokoladenresten am besten umgeht, seht ihr hier
  • Ach ja: Die Lagerung. Wer Schokolade eh immer am liebsten aus dem Kühlschrank isst, kann das gerne auch bei Pralinen so machen. Für alle anderen reicht ein Kellerregal oder sonstiges etwas kühleres Örtchen vollkommen aus. Nicht zu warm eben, aber es muss auch nicht eiskalt sein, auf dass sie steinhart statt cremig werden. Halten tun sie doch meist eh nicht mal die zwei Wochen, die sie mindestens gut bleiben. Oder?
  • Zusammenfassend also das Wichtigste beim Pralinen machen? Gelassenheit und gute Zutaten. Optische Mängel nerven einen selbst wohl am meisten (wie bspw. dieser eigentlich fast schon niedliche Grauschleier), sehen aber meist nur sympathisch handgemacht aus und fallen überhaupt nicht mehr ins Gewicht, wenn die Pralinen richtig lecker sind. Und das sind sie eben vor allem dann, wenn die Grundzutaten schon richtig lecker sind. Das muss nicht immer super teuer heißen, guter Sekt tut es genauso wie Champagner. Aber wenn die Schokolade pur nicht schmeckt, werden eben auch die Pralinen nur so mittel... 
  • Und zum Abschluss eine Weißheit, die ich erst gestern wieder gelernt hab: Bevor man aus dem Haus geht, immer nochmal in den Spiegel schauen: Man könnte Schokoladenspritzer auf der Nase haben... ;)
In diesem Sinne liebe Grüße, euch allen eine schöne Woche, den Gewinnerinnen viel Spaß beim Naschen, und bis nächste Woche,
Ina

    12 Kommentare:

    1. Man sieht den Fotos schon an, mit wieviel Liebe und Hingabe Du diese Pralinen hergestellt hast und wieviel Mühe Du Dir mit der Verpackung gegeben hast. Wunderschön! Die Gewinner werden sich sicherlich sehr freuen.

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    2. Oh die Pralinen sehen wirklich richtig, richtig perfekt und lecker aus! Kompliment. Ich machen meist in der Weihnachtszeit eine große Pralinenfabrik auf, um Verwandte und Freunde zu beschenken.. ich finde das auch wunderbar meditativ und entspannend, so lange man sich nicht zu sehr ärgert, wenn etwas schief geht. Im Frühjahr habe ich mich mal an selbstgemachten Schokoladen versucht, ist auch super angekommen, aber ist auch nicht so aufwendig und lecker wie selbstgemachte Pralinen.. viel Spaß bei deiner Rundreise und viele kulinarische Eindrücke natürlich. LG Björn

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    3. HAMMER! Du glaubst ja gar nicht, wie sehr ich mich auf die Pralinchen freue. Die sehen super-spitzen-klasse aus und schmecken ganz sicher auch so! Eine Wahnsinnsarbeit hast Du Dir da gemacht. Respekt!

      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

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    4. Oh ich freue mich auch schon total! Ich warte sehnsüchtig darauf, dass es klingelt, ich werde mich vermutlich nicht mal mehr auf die Toilette trauen aus Angst, das Klingeln zu überhören!

      Ich wünsche dir eine schöne Reise, Stockholm ist wunderbar, nach London möchte ich auch mal reisen! Ich hoffe, wir bekommen Fotos zu sehen!

      Liebe Grüße
      Gourmande

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    5. Haha, kaum habe ich den ersten Beitrag abgeschickt, da klingelt es bei mir an der Tür!
      Natürlich musste ich schon einen Champagner und einen Amaretto-Kirsch-Trüffel probieren, ein Traum! Gerade die Amaretto-Kirsch-Mischung hat es mir angetan, die perfekte Kombination! Ich musste die Packung ganz schnell in den Kühlschrank stellen, um nicht weiter zu futtern! ;-)
      Vielen, vielen lieben Dank, auch für die tolle Karte! :)

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    6. Oh, sehen die toll aus! Ich hab mich eh schon geärgert, dass ich dein Gewinnspiel irgendwie verpasst/verdrängt habe (blödes Lernen!) und bei dem Preis ärgere ich mich gleich noch mehr. :-( Aber ich wünsche den 3 Gewinnern natürlich trotzdem leckeres Naschen. ;-)

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    7. Olalala.Das ist geniessen.So viel gutes in eine Schahtel:)

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    8. Liebe Ina! Ich bin HIN UND WEG von diesen Pralinen! Habe sie vorher bei der Post abgeholt und umgehend alle Sorten probegegessen - köstlich! Und sie schmecken nicht nur umwerfend, sie sehen auch supertoll aus und sind mit so viel Liebe hergestellt und verpackt. Ein riesiges Dankeschön an Dich für diesen tollen, süßen Gewinn!

      Viele Grüße und schöner Tag noch,
      Juliane

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    9. Liebe Ina,
      nun habe auch ich Dein Päckchen gerade von der Post abgeholt und bin sehr, sehr begeistert! Du hast mir mit dem liebevoll gepackten Päckchen und natürlich den leckeren Pralinen eine riesengroße Freude gemacht - da geht trotz des nasskalten Wetters draußen gleich die Sonne auf :-) Natürlich hab ich auch gleich alle drei Sorten probiert und sie sind alle köstlich!!! Besonders angetan haben es mir die Cointreau-Trüffel, DER HAMMER!!! Vielen, vielen Dank noch mal und Dir einen wunderschönen Urlaub (wie ich Dich beneide, Stockholm ist sooo toll!), Kirsten

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    10. Hallo!

      Hiermit verleihe dich dir den Kreative Blogger Award. Ich hoffe du freust dich und nimmst ihn an. Du findest ihn unter folgendem Link:


      http://genusskochen.blogspot.com/2011/08/kreativ-blogger-award.html

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    11. Da kann ich nur lüstern schauen! Ich bin mir sicher, mit dem Pralinenbasteln nicht auch noch anzufangen. Daher erfülle ich praktisch alle Eigenschaften, mich irre über selbstgemachte Pralinen zu freuen. Leider bin ich noch nie in diese Situation gekommen. Ganz wunderbare Ferien!

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    12. Hallo ihr Lieben!

      Vielen, vielen lieben Dank für all die netten Worte! Ich bin wohlbehalten aus dem Urlaub zurück und freu mich wirklich rießig, dass die Pralinen heil bei euch dreien angekommen sind und schmecken! Das musste mein Mann mit seinen fancy Telefon denn nämlich doch mal schnell für mich nachgucken, obwohl ich im Urlaub normalerweise nicht mal Mails lese...

      @ Ti saluto Ticino: Dankeschön! Da werd ich ja fast rot... :)

      @ Björn: Ja, vor Weihnachten sieht es bei mir auch immer eher nach Pralinengroßproduktion statt Weihnachtsbäckerei aus...
      Hast du Bruchschokolade gemacht oder richtige Tafeln? Ich hab nämlich vor langer langer Zeit mal eine Schokoladentafelform gefunden, die mir gefiel - und sie dann leider nicht sofort gekauft. Und jetzt find ich keine mehr... ;)

      @ Gourmande: Hehe, das ist ja lustig! Freut mich aber, dass sie gut angekommen sind und sie dir schmecken! Oder geschmeckt haben...?
      London ist übrigens wirklich mal eine Reise wert! Ich fahr immer wieder gerne hin. Irgendwas Neues gibt es immer (ich hab noch immer nicht alles gesehen, was ich mal sehen will :), englischem Essen bin ich nicht abgeneigt und es ist einfach ein Einkaufsparadis... ;)
      Fotos von London gibt es diesmal fast keine, von Stockholm dafür Unmengen. Mal schauen, ob ich da ein paar hier eingebaut bekomme. Ein paar Rezeptideen sind nämlich auch mit zurück gekommen!

      @ Dzoli: Dankeschön!

      @ Juliane: Freut mich, dass die Vorfreude nicht schöner war als das Geschenk! Lass es dir schmecken!

      @ Kirsten: Schön, dass der Postmann vorsichtig war und sie anscheinend auch eine Lagerung im Postbüro überstanden haben. Freut mich sehr, dass sie dir schmecken!
      Ich war zwar schonmal kurz in Stockholm auf einer Interrail-Tour, aber man könnte auch locker mehr als die guten drei Tage die wir jetzt hatten in dieser wunderschönen Stadt verbringen. Und sei es nur, um am Wasser zu sitzen und die Aussicht zu genießen... ;)

      @ Charlotte: Irgendwann kommt sicher die nächste Schnapszahl oder sonst ein Grund für ein nächstes Gewinnspiel. Und bis dahin lass dich einfach von den vielen tollen Nudelrezepten die dabei diesmal zusammen gekommen sind inspirieren... ;)

      @ Genusskochen: Vielen lieben Dank! Das freut mich voll! Da werd ich mir die Tage denn mal Gedanken dazu machen, denn irgendwie ist die Liste toller Blogs einfach schon viel zu lang... ;)

      @ grain de sel: Pralinenbasteln macht wirklich Spaß, und mit Förmchen geht es auch relativ einfach. Aber ansonsten kommt sicher auch noch eine Gelegenheit, bei der du mal mit selbstgemachten Pralinen beschenkt wirst!

      Euch allen ganz liebe Grüße,
      Ina

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