Montag

Es wird nichts so heiß gegessen, wie es fotografiert wird

Das ist zumindest bei mir so. Denn da standen auch schonmal rechts und links ein netter junger Mann und haben auf Kommando den aufsteigenden Dampf vom Essen geblasen, auf dass das Foto scharf werden möge.
Dass das bei anderen anders läuft und vieles andere hat mich mein ersten Foodbloggertreffen gelehrt. Und so ein erstes Mal schreit natürlich förmlich nach einem Erfahrungsbericht, vor allem weil dann doch alles noch ganz anders kam, als man dachte. Aber im positivsten Sinne überhaupt:


Die Vorfreude war anfangs natürlich groß, auch mal hinter die Fassaden einiger Blogs zu schauen, sich ein bisschen auszutauschen, und einfach mal reale Menschen kennenzulernen, die genauso verrückt sind, ihr Essen meist erstmal zu fotografieren, bevor es auf den Tisch und dann in die hungrigen Mägen wandern darf.
Kurz vorher kamen dann aber kurzzeitige Bedenken auf: Der einzige Foodblogger, den ich bis dato kannte, war ja ich. Und dass die Betrachtung einer einzelnen Person ganz sicher keine Aussagen über eine ganze Gruppe erlaubt, ist mir als angehender Soziologe längst ins Blut übergegangen. Wie also ist der gemeine Foodblogger so? Reden die am Ende nur über's Essen? Sind das vielleicht doch alle Freaks? Werden die am Ende den ganzen Tag nur fachsimpeln?

Fragen über Fragen - die letztendlich aber doch wieder von der Vorfreude überlagert wurden. Also frohen Gemuts mitten rein gestürzt! Leider in letzter Minute vor Aufbruch zur ersten Tour durch die Stadt. Also nur noch schnell Namenschildchen anstecken, verstohlen auf die der anderen linsen, und dann auch schon loslaufen und Sightseeing betreiben. Erste oberflächliche Gespräche entstanden schnell, ansonsten war aber jeder erstmal noch mit seinen Mitgenießern oder denen, die er schon kannte beschäftigt.

Das änderte sich beim ersten längeren Aufenthalt vor dem Küchenladenparadis aber schnell, denn da hatte man denn etwas Zeit und Ruhe und stand verstreut genug, auf dass man mit den ersten wirklich ins Gespräch kommen konnte. Man blickte relativ schnell nicht mehr auf die Schildchen, sondern in die vielen freundlichen Gesichter, und spätestens beim Kaffee war das Eis endgültig gebrochen und man fand sich in einem sympathisch wirren Durcheinander an guten Gesprächen quer über den Tisch wieder.

Puh: Foodblogger sind also doch ganz normale Menschen! Und zwar von der sympathischsten Sorte! Natürlich wurde auch mal übers Kochen und Fotografieren geredet, ansonsten menschelte es aber sehr; so dass auch der Mitgenießer sich sehr wohl fühlte und immer wunderbar mitreden konnte.

Viel zu kurz schienen denn letztendlich die zwei Stunden Kaffeepause, und schon ging es mit etwas gemischten Gefühlen weiter zur Stadtführung. Vollkommen unberechtigterweise, denn diese Führung war wirklich interessant und brachte uns somit auf äußerst unterhaltsame Weise von der Kaffeelocation zur Osteria Trio, wo wir von Simone und ihren Kollegen noch den ganzen Abend lang wundervoll verköstigt werden sollten!

Der Laden war mit über 40 Foodbloggern bzw. ihrem Anhang wirklich proppenvoll, was aber wahrscheinlich der freundschaftlich-netten Atmosphäre nur noch zusätzlich zuträglich war. Wer gekuschelt um gemütliche Holztische rumsitzt, kommt schließlich automatisch ins Gespräch... ;)

Was sich beim Kaffeeklatsch schon zeigte, erreichte hier einen absoluten Höhepunkt: Die Stimmung war phantastisch, die Gespräche ein wildes, sympathisches Durcheinander und es zeigte sich wieder: Foodblogger sind einfach nur unglaublich nette Menschen! So nett, dass man sich selbst als Nicht-Foodblogger unheimlich wohl zwischen ihnen fühlt.
Keine Angst also: Foodblogger finden sich zwar aufgrund dieser einen offensichtlichen Gemeinsam- keit zusammen. Die vorherrschenden Themen des Abends waren dann - natürlich neben den vielen Lobgesängen auf das superleckere Essen der Osteria - nicht etwa nur Rezepte, Kochbücher, Kochen und Fotografieren. Das wurde zwar immer wieder mal gestreift, schließlich hatte jeder von dem ein oder anderen Missgeschick zu berichten. Oder davon, wie er oder sie überhaupt zum Foodblogen kam, einem tollen neuen Rezept oder auch einem Rezept, nach dem er aktuell noch sucht.
Daneben hat so ein Foodbloggertreffen aber mehr was von einem Treffen unter Freunden: Es wurde mit jedem (naja ok, bei der Menge an Menschen leider doch nicht wirklich jedem) über Gott und die Welt geredet, und einfach ein wunderschöner Abend miteinander verbracht, bei dem man nebenbei auch das ein oder andere Gesicht hinter bekannten Blogs oder eben auch neue Blogs und die Menschen und Mitgenießer dahinter kennen lernen durfte. Auch mein Mitgenießer wird ab jetzt wohl selbst öfter in Foodblogs sehen und fand auch insbesondere den Austausch mit seinen "Leidensgenossen" sehr amüsant.

Zu meiner Beruhigung konnte ich also festhalten: Foodblogger sind keine Nerds, die die ganze Zeit nur übers Kochen fachsimpeln und Gerichte aus jeder Perspektive katlfotografieren. Foodblogger sind ganz normale Menschen, die eben auch gerne kochen und darüber schreiben, mit denen man aber auch zahlreiche andere Themen findet!

Ich hab mich so unglaublich wohl gefühlt, dass es schon echt schade war, als wir irgendwann doch aufbrechen mussten. Aber hey: Jetzt weiß ich ja, dass ich einen Teil dieser netten Menschen sicher auf dem nächsten Foodbloggertreffen in halbwegs erreichbarer Nähe wiedertreffen werde!
Und ich kann es nur jedem empfehlen: Geht da hin und lernt ebenfalls die netten Menschen hinter den Blogs kennen! Man sollte es nicht glauben, aber die sind echt alle noch netter als ihre Blogs es schon sind! ;)

In diesem Sinne auch nochmals vielen, vielen lieben herzlichen Dank an Noémi, Evi und Simone für die phantastische Organisation, und überhaupt an all die vielen netten Foodblogger und Mitgenießer dafür, dass wir euch kennenkernen durften!

Und wer noch ein paar Fotos sehen bzw. die anderen Erfahrungsberichte lesen möchte, wende sich vertrauensvoll an Heike, Ann, Karin, Petra, Franz, Miri, Jutta, Azestoru,, Robert, Kathi, Gargantua, Alex, Eva, Tina, Ralf - oder dank letzterem auch gleich die Main Post...

11 Kommentare:

  1. Da hast du aber ganz schön beschrieben, was ich genau so auch erlebt habe :)

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  2. Und genau so habe ich es auch empfunden und erleben dürfen. Ich freue mich schon auf ein nächstes Treffen.

    Ciao Werner

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  3. Das ist ja schon fast der Beginn einer Doktorarbeit. Sehr schön beschrieben.
    Ich fand's auch sehr schön.
    LG
    Gargantua
    Lotta - kochenden Leidenschaft

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  4. Freut mich, euch mal kennengelernt zu haben, ich hoffe ihr seid beim nächsten Mal auch wieder dabei. :) Wie du schon festgestellt hast, wir beißen alle nicht. ;)

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  5. Soso, du hattest Angst vor uns :-)
    Bin ich froh, dass es doch nicht so schlimm war!
    Ein bisschen Nerd sind wir aber wohl doch alle ;-)

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  6. @ Heike und Werner: Das freut mich, dass es euch ganz genauso ging. Vor allem, weil euch dann wohl der Abschied am Ende mindestens genau schwer fiel wie mir!

    @ Gargantua: Ich hoffe, du willst mir damit nicht nur sagen, dass es zu langatmig war, sondern nur, dass es treffend beschrieben ist... ;)

    @ Evi: Es war wirklich wunderwunderschön! Vielen, vielen lieben Dank nochmal dafür, dass ihr das ermöglicht habt! Und wie gesagt: Wenn es irgendwie passt, bin ich das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei!

    @ Noémi: Naja, Angst ist nun übertrieben, maximal Sorgen, dass Foodblogger vielleicht so generell doch etwas größere Freaks sind, als ich gedacht hatte... Vor allem, nachdem ich kurz vorher noch zu hören bekam, dass so ein Foodbloggertreffen dann "ja im Endeffekt wie ein WoW-Treffen" wäre... ;)
    Aber freakig war es eigentlich so gar nicht - sonst hätte sich der Herr Mitgenießer sicher nicht so pudelwohl gefühlt!

    Ganz liebe Grüße, und hoffentlich auf ein baldiges Wiedersehen! Und ansonsten: "Man liest sich"! ;)

    Ina

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  7. Schön, dass du das schreibst. Das war nämlich genau der Grund, warum ich mich von Anfang an nicht getraut hab mich anzumelden *kleiner Angsthase*, aber wenn ich das jetzt alles so lese - auch bei den anderen - tut es mir schon ein bisschen leid dass ich so feige war, muss wirklcih toll gewesen sein.

    Na, beim nächsten Mal dann :)

    Liebe Grüße,

    ~Lilly

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  8. @ Lilly: Boah freut mich das, dass ich nicht die Einzige bin, die da vorher noch ein bisschen Bedenken hatte.
    Aber ja: Bitte sei das nächste Mal auch mit dabei! Die Bedenken waren völlig unberechtigt, es war einfach nur wunderschön und dann eigentlich sogar viel zu kurz! :)

    Liebe Grüße,
    Ina

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  9. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  10. Was für ein schöner, lebendiger Bericht! Ich wünschte, so etwas gäbe es auch hier im Berliner Umkreis. Dann müsste ich nämlich nicht traurig sein, bei Deinem/eurem Treffen nicht dabei gewesen zu sein ;-) Viele Grüße!

    PS: Ich hatte ein wesentliches Wort vergessen, deshalb hier noch mal ein neuer Kommentar.

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  11. @ Schokozwerg: Dankeschön erstmal! Vom Hamburger Raum zumindest hört man ja ab und an von Treffen, aber in Berlin sollte es doch eigentlich auch einige Foodblogger geben, oder?
    Ansonsten: Schnapp dir einfach die nächste halbwegs erreichbare Gelegenheit - es war echt super mal ein paar andere Foodblogger so ganz real kennenlernen zu dürfen! :)

    Ganz liebe Grüße,
    Ina

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